Neptunbrunnen

Wenn man an Brunnen in Augsburg denkt, denkt man sicherlich in erster Linie an die prachtvollen Augustus-​, Merkur– und Herkulesbrunnen. Doch dies waren nicht die ersten prächtigen Brunnen mit Bronzefiguren– bereits im 16. Jahrhundert wurde zu Augsburg ein Brunnen mit einer — damals eine Sensation– Bronzefigur errichtet
Die Reformation hatte dafür gesorgt, dass das eine oder andere bislang im Stadtbild Vorhandene nicht mehr ganz en vogue war– und so wurde mancher Quelle zufolge in den 1530er Jahren auf dem Fischmarkt, dem kleinen Plätzchen zwischen Rathaus und Perlachturm, eine Figur des Heiligen Ulrich, dieses wahrhaft großen Augsburger Bischofs (ich meine dabei nicht nur seine sicherlich eher verklärte Bedeutung bei der Schlacht auf dem Lechfeld, sondern auch seine Körpergröße, mit der auch heute noch auffällig groß wäre) ersetzt. Die Brunnenfigur weist eine Körpergröße des Meeresgottes, der in seiner rechten Hand einen Dreizack hält, von 1,75 Metern auf. Mit Dreizack sind es dann 2,39 Meter Höhe. Liest man zumindest, ich habe nicht selbst nachgemessen. In der linken Hand des Meeresgotts befindet sich ein Delphin.
Doch wie hat es diese Figur samt ihrem zehneckigen, aus dem 18. Jahrhundert stammenden steinenern Becken in den Bereich des einstigen Saumarkts neben der Fuggerei (ja, die Fuggerei, die älteste heute noch bestehende Sozialsiedlung der Welt wurde nicht in der gepflegtesten Ecke der Stadt errichtet) geschafft? Ganz einfach– im Laufe der Zeit benötigte man ihren Standort anderweitig. Erst wurde der Brunnen zu Ende des 16. Jahrhunderts in den Bereich der heutigen Karolinenstraße versetzt. 1745 folgte eine Rückversetzung an den Fischmarkt, das heutige Brunnenbecken entstand. 1836 folgten an der Brunnensäule noch ein paar Löwen.
Und 1888 entstand dann ein Verwaltungsgebäude am Rathaus– es gab wieder keine Verwendung für den Neptunbrunnen an Ort und Stelle.
So ging er erneut auf Wanderschaft und fand schließlich im Bereich des einstigen Saumarkts ein neues Plätzchen, an dem er auch heute noch steht. Leider etwas zu versteckt– denn Brunnenfiguren, die auf rund 500 Jahre Alter kommen, gibt es nicht wie Sand am Meer. Wobei auch hier an Ort und Stelle «nur noch» eine Kopie der Figur steht– die Originalbronze befindet sich im Maximilianmuseum.