Deutsche Post

Der Vorredner muss eine andere Filiale meinen.
Witzig fand ich den Einleitungssatz «mein Verhältnis zu Filialen der Deutschen Post ist gelinde gesagt etwas gestört».
Ich war bisher kein großer Fan der Deutschen Post, aber auch nicht so unzufrieden, dass es mich wirklich jedes Mal wurmte, wenn ich meine nächstgelegene Filiale betreten musste.
Seit der Postfiliale am Mierendorffplatz ist nämlich mein Verhältnis zur deutschen Post nachhaltig gestört.
Als einer der vielen Gewerbetreibenden der Kaiserin-​Augusta-​Allee bleibt mir gelegentlich jedoch nichts anderes übrig, wenn ich Ware in bestimmten Formaten verschicken möchte. Wann immer möglich, flüchte ich zwar lieber zur fast 2 km entfernten Packstation; gelegentlich hilft das nur nicht, wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob beispielsweise das Auslandspaket wirklich korrekt gelabelt ist, etc.
Fangen wir an:
Wartezeiten habe ich fast immer, ich habe bereits Schlangen bis zur Tür erlebt.
Damit nicht genug, fühlt man sich als regelrechter Bittsteller, wenn man «nur» Postgeschäfte abwickeln möchte. Denn, und jetzt kommt die bodenlose Frechheit: der Hauptschwerpunkt der Filale liegt auf dem Bankkundengeschäft. Und so wird jeder, ob er will oder nicht, zu einem Girokonto bei der Postbank bequasselt und es werden ellenlange Beratungen durchgeführt, obwohl die Schlange bis zur Tür steht.
Den Mitarbeitern ist das piepegal. Man fühlt sich noch als Staatsunternehmen, wo der Kunde (vor allem der niedere Kunde, der «nur» Pakete bringt), bitteschön zu warten hat, der hat schließlich auch sonst nichts zu tun.
Letztes Mal, wurde tatsächlich auch noch in die Schlange gerufen, ob denn nicht jemand der wartenden Kunden Englisch spreche. Eine Spanierin wollte sich über ein Konto informieren, man brauchte einen Dolmetscher.
Ist man dann endlich an der Reihe, prasselt es Belehrungen von vorzugsweise Mitarbeiterinnen, denen zur inhaltlichen Abrundung eigentlich nur noch die Uniform fehlt.
Ich habe dort Dinge erlebt, die man nicht glauben kann.
Beispiel gefällig? Ich deklariere meine Pakete gerne mit «Vorsicht Glas». 3x raten bitte: ja, es ist häufig Glas darin und ich kennzeichne es entsprechend.
Vor allem eine der Mitarbeiterinnen unterlässt es nicht, mich wirklich jedes Mal (!) im blaffendem Bellton darauf hinzuweisen, dass die Pakete maschinell geworfen (!) werden müssen und die Deklarierung nichts bringt.
Auf mein Kommentar hin, dass die Deklarierung eher für den gestressten Zulieferer gedacht ist, nicht für die werfende Maschine, ernte ich Missgunst und Unfreundlichkeit.
Der Kunde wird gemaßregelt, die Mitarbeiterin wiegt zwischenzeitlich mein Paket aus.
Ratet: Falsch!
Ganze 2 Kilo werden zu wenig gewogen, weil die Paketkante auf dem Tisch, nicht auf der Waage steht. Ich wundere mich über die Paketklasse, da meine Bürowaage zuvor ein höheres Gewicht ausspuckte, auf dessen Basis ich meinen Onlinepaketschein erstellte. Die Bürowaage ist ungenau, mag also sein, dachte ich.
Ich fülle aufwändig einen neuen Paketschein aus, um bei meinem Auslandsversand 15 € zu sparen.
Den neuen Schein über den alten Paketschein geklebt, das Paket wird nochmal ausgewogen. Siehe da, plötzlich wieder 2 Kilo mehr!
Das ganze Spiel wieder von vorne. Ich versuche den zerrissenen alten Onlinepaketschein wieder herzustellen und dabei bis 21 zu zählen. Nur atmen, immer nur tief atmen! Zum Glück ist der letzte Yoga-​Kurs noch nicht so lange her.
Die Mitarbeiterin hatte mich zwar zuvor im Militärton auf den Unsinn meiner «Vorsicht-​Glas» Deklaration hingewiesen, ist aber offensichtlich unfähig, eine Waage zu bedienen. Entschuldigung bekomme ich keine. Warum auch?
Das ist nur eine von vielen Geschichten, wie sie mich stets in dieser Filiale ereilen.
Weitere Auszüge erspare ich euch.
Ich bekomme Schmerzen, sobald ich diese Institution betreten muss und weiche möglichst auf Hermes oder PIN aus. Bei Hermes bin ich mittlerweile Dauerkunde. Günstiger, kulanter und keine Maßregelungen. Ein Gang in die Arktis ist mir lieber als der Eintritt in diese Filiale.
Ich bin leider kein Einzelfall und kenne einen Großteil der Händler der Straße.
Auch sie biegen lieber zum Hermesshop um die Ecke ab, als sich das Theater am Mierendorffplatz anzutun. Wenigstens muss ich nicht alleine weinen. Wann immer ich zurück in den Laden komme, wartet bereits die Kollegin auf meine neue Grenzerfahrung mit der Deutschen Post. Die Nachbarn heulen sich dafür bei uns aus. Stärkt ja irgendwie auch das Miteinander.
Eine Schande allerdings, dass man für die bodenlosen Borniertheiten auch noch zahlen muss.
Nächstes Mal schneide ich mit und stelle meine kleinen Anekdoten online. Der Mierendorffplatz bei Youtube mit englischem Untertitel (für die armen Spanier, die dort unbedarft Konten eröffnen möchten). Au ja.

Mein Verhältnis zu Filialen der Deutschen Post ist gelinde gesagt etwas gestört. Dies liegt wohl daran, dass es bei den meisten Filialen zum guten Ton gehört, nicht alle Schalter zu öffnen, wenn es voll ist und dann auch noch unfreundlich zu sein.
Nein ich hab nicht immer Zeit und ich finde es ganz schrecklich lange warten zu müssen, wenn ich sehe da wird nur mit minimaler Kraft gearbeitet. Schön wenn da dann Filialen wie die am Mierendorffplatz positiv hervorstechen.
Die kleine Filiale wirkt zwar schon am Eingang mit ihren Aufstellern nicht gerade einladent und auch im Verkaufsraum wirkt das Geschäft sehr zugestellt, doch seit die Post vor Jahren auch Schreibwarenartikel mit ins Sortiment aufgenommen hat, scheint dies ein eher normales Bild in den kleineren Postfilialen zu sein. Getreu dem Motto, so viel wie möglich anbieten um den Umsatz mit aller Kraft noch zu steigern. Nun ja, wenn das die Strategie des Konzerns ist — Bitte.
Eigentlich würde die Filiale schon wegen der Aufmachung nur zwei Sterne bekommen, aber da ich hier nie länger als 2 bis 5min warten muss und immer kompetente und vor allem sympathische Mitarbeiter/​innen antreffe gibts gleich noch zwei Sterne dazu.
Was so ein Lächeln doch manchmal bewirkt ;-)