Stephan-Lochner-Grundschule

Den einen Stern verdient die Stephan-​Lochner-​Schule für das wirklich schöné alte Gemäuer, das sich wirklich hübsch ins Stadtbild fügt. Und, ja, die Parkettfußböden! Schön! Der Rest der EInrichtung ist dafür nicht der Rede wert, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Aber als Mutter eines Kindes, das die Stephan-​Lochner-​Schule besucht hat, hätte ich doch auch noch neben dem Interieur ein bisschen wert auf Lesen/​Schreiben/​Rechnen gelegt, auf Inhalte, Lernziele und darauf, dass mein Kind lernt, wie man lernt. Das mag ein altmodischer Gedanke sein, gewiss! In seiner Zeit an der Schule hat mein Kind viel getanzt und für gefühlte 100 Schulfeiern geprobt, für den Rest war wenig Zeit.
Lesen, Schreiben, Rechnen hat es trotzdem gelernt, trotz der Schule. Nämlich zu Hause, denn …
(Ich habe übrigens GAR nichts gegen das Tanzen. Ganz im Gegenteil: Die von der Schule engagierte Tanzpädagogin war so ziemlich die Einzige, die den Kinder beigebracht hat, dass eine Aufgabe auch mal anstrengend sein darf und manche Dinge eben nicht ohne eine gewisse Disziplin funktionieren.) Wenn man sich diese Schule am Tag der Offenen Tür anschaut, sollte man sich nicht täuschen lassen: Schulfeste, musische Woche, Kinderuni — klingt alles super, und könnte es auch sein. Wenn denn auch die Basics stattfänden, weshalb die Kinder ja irgendwie auch zur Schule gehen, wäre das «on top» super. Aber das «pädagogische Konzept», so man es denn so nennen will, stimmt leider hinten, vorne und in der Mitte auch nicht. Es gibt sicher Kinder, die die S-​L-​Schule problemlos durchlaufen: Das sind in der Regel die super-​ehrgeizigen Mädchen, die schon vor der Schule Lesen und Schreiben konnten und auch in jedweder anderen Schulform reüssiert hätten. Kinder, die nicht aus purer Freude lernen, die sich nicht ihr «Lernfutter» weitgehend selbstständig organisieren — und das sind ja doch eher die Mehrzahl — lässt das pädagogische Konzept der Schule hängen. Von Anfang an liegt der Focus auf der Selbstständigkeit. Warum? Ja, äh. Klingt doch toll. Kinder, die so früh wie möglich total selbstständig organisiert sind! Mensch, klasse! Überfordert aber so einen durchschnittliche Erstklässler total. Bei bis zu 30 (! Wir haben es gezählt.) unterschiedlichen Arbeitsmaterialien pro Schuljahr, die z.T. in den sog. Wochenplänen auch noch uneindeutig benannt sind, dass man auch als Elternteil nicht durchblickt. kann die Suche nach dem richtigen Heft im vollkommen unorganisierten Klassenzimmer schonmal zur Detektivarbeit werden. Als Eltern ist man übrigens gehalten, sich doch bitte komplett rauszuhalten — man möge alles vertrauensvoll dem geschulten Fachpersonal überlassen, die kümmern sich, teilte man uns auf dem ersten Elternabend mit. Ach, wie schön!, dachte man beglückt. So mancher dachte das so lange, bis die Versetzung des Kindes dann als gefährdet angekündigt wurde, weil Materialien z.T. über Wochen und Monate nicht bearbeitet worden waren. Wer zu der nicht allzu vertrauensseligen Spezies Eltern gehörte, war da schon besser dran, aber natürlich in der Wahrnehmung der Lehrerin als Kontrollfreak abgestempelt. Böse Mami, die will doch tatsächlich mal die Hefte des Kindes sehen!!! Zwei Jahre lang mussten wir Eltern ausgefeilte Guerillatechniken anwenden, um die Arbeitsmaterialien der Kinder einzusehen. Verstohlen durch die Gänge huschende Eltern, die sich rasch Mathehefte in den Pulli stopften, wenn die Lehrerin nicht hinsah, waren keine Seltenheit. Den Kindern wurde derweil systematisch ein schlechtes Gewissen eingeredet (deine Mutter DARF das nicht!!! Du darfst kein Heft mit nach Hause nehmen! Hieran darfst du nicht weiterarbeiten — und ja nicht dem Papa zeigen!!!), dass wir, auch wenn wir großen Nachholbedarf bei unseren Kindern feststellten, unsere Kinder kaum zum Lernen bewegen konnten — denn das war ja verboten. Pikanterweise wurden bei jedem Elternabend die ELTERN ermahnt: Die Kinder hätten doch große Defizite — erstaunlicherweise konnte so manch ein Kind am Ende des ersten Schuljahres kaum lesen (alle die, mit denen die Eltern nicht geübt hatten), am Ende des zweiten Schuljahres das kleine Einmaleins nicht (alle die, mit denen die Eltern nicht geübt hatten) und viele schrieben auch immer noch viel zu langsam (alle die, mit denen die Eltern nicht auf eigene Faust, denn das muss in der Schule nicht mehr gelehrt werden, eine flüssige Schreibschrift geübt hatten). Vom traurigen Kapitel Rechtschreibung wollen wir erst gar nicht anfangen. Mein Kind hat das aber zum Glück zu Hause gelernt, wie so viele andere auch. Was für ein Glück, denn das kann sich dann ja die Schulleitung wiederum als Erfolg auf die Fahne schreiben und das tut sie auch. Verdient hat sie es nicht.

Super Schule, weil es ein super Kollegium ist, wirklich alle Lehrer bemühen sich und wir Eltern dürfen uns sogar mit einbringen, das ist nicht bei allen Grundschulen möglich. Durch den jahrgangsübergreifenden Unterricht erlangen die Kinder meiner Meinung nach eine deutlich höhere soziale Kompetenz als in klassischen Schulformen.

Mein Kind geht selber auch auf diese Schule und ich kann sie niemanden empfehlen und nur davon abraten!!! Stichwort Peter Peterson: es wäre schön wenn danach gehandelt werden würde, dem ist leider nicht so. Die Direktorin ist mit der qualitativen Umsetzung dieses pädagogischen Konzeptes völligs überfordert. Die eingestellten Lehrer sind teilweise gar keine Grundschullehrer und schon gar nicht mit dem PP Prinizig oder dem Jahrgangsübergreifenden Unterricht vertraut. Zudem herrscht eine hohe Fluktation der Lehrer. In den ersten drei Jahren an dieser Schule sind 13 Lehrer durch alle Fächer gewechselt. Es ist eine Katastrophe und das Konzept leider gescheitert!!!

Die Stephan-​Lochner-​Grundschule ist in meinen Augen, die schönste und beste Grundschule Kölns (und ich habe mir viele angeschaut). Da wünscht man sich als Erwachsener noch einmal 6 zu sein.
Warum schön? Weil die Schule in einem dreigeschossigen repräsentativen Backsteinbau, der 1897 – 99 von Stadtbaumeister Friedrich Carl Heimann errichtet wurde, untergebracht ist. Das Interieur ist größtenteils belassen und so wird in parkettbelegten, 4 Meter hohen Räumen unterrichtet.
Warum beste? Weil das Kollegium sehr jung und engagiert ist und weil die Schule nach dem Peter Petersen Prinzip unterrichtet, von dem ich viel halte.
Weiterhin funktioniert (und damit meinen ich nicht, dass die Kinder nur verwahrt werden) in dieser Schule bereits die Ganztagsbetreuung, was nicht selbstverständlich ist.