Hmm, tja, wie viele Sterne vergibt man einer Location, der nichts anderes übrig bleibt, als zu ihrer Historie zu stehen, ganz einfach, weil sie unter Denkmalschutz steht? Die optisch ihre Vergangenheit auch gar nicht verheimlichen kann?! Hmm, tja, Hitler und die deutschen Autobahnen eine Geschichte, die immer wieder aufgebrüht wird Mit welchem Maßstab misst man das? Und trotzdem, wenn ich so über die Autobahnen fahre, nehme ich mir manchmal vor, eine sozusagen baugeschichtliche Rundreise durch die Autobahn-Rasthöfe zu machen. Durch Zufall bin ich im Sommer hier gelandet und so viel vorweg: die Hakenkreuze sind sorgfältig aus den Türstürzen, Friesen und Säulen herausgemeißelt worden. Was macht die Optik eines Rasthofes von 1937 aus? Eine, ich nenne es mal völkische Architektur ohne all zu sehr ins Gigantomanische abgedriftet zu sein. Okay: noch nicht oder: nicht mehr(denn auf Entwürfen sieht man, dass die Anlage durchaus gigantisch angelegt war und nur ein Bruchteil realisiert werden konnte (?)). Als Zierelemente immer wieder Naturstein, auch in den Innenräumen, dort mit viel Holz. Natürlich wirkt das alles leicht finster und muffig aber es zeigt Größe und es ist ein Bau-Werk und kein Pappdeckelpfusch. Die ganze Anlage stammt ja aus einer Zeit, in der man(abgesehen von der braunen Brühe) noch ein ganz anderes positives, ja: euphorisches Verhältnis zur Automobilität hatte. Entsprechend wertig wurde auch die Anlage entworfen und realisiert. Und das gefällt mir: Das Restaurant ist keine Fastfood-Bude, sondern ein Wirtssaal, absolut nicht zeitgemäß und damit hat natürlich auch die Gastronomie zu kämpfen. Aber es ist endlich man kein Verschlag, in dem man auf möglichst kostensparendem Niveau(kostensparend in jeder Beziehung: bei Gebäude und Einrichtung genauso wie bei der Verköstigung) abgefertigt wird. Durch die meterdicken Wände dringt tatsächlich kein Verkehrslärm man sitzt darin wie in einem einsamen Landgasthof, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Alles ist großzügig und komfortabel solide, in einem inzwischen altmodisch gewordenen Sinne. Kulinarisch geboten wird(durchaus stimmig) solide Hausmannskost. Was die Situation des Rasthofes dramatisch verschlimmert, ist, dass es zu allem tausendjährigen Übel keine Tankstelle mehr gibt die ist ein paar Kilometer nach vorne verlegt worden, mit eigener Abfahrt, was für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Rasthofs einem Todesurteil gleich kam. Denn wer hält schon bei einem Rasthof, wenn er nicht auch gleichzeitig tanken kann?! Mehrere(inzwischen eher unbenutzte?) Seitenräume beweisen, dass der Rasthof in der Vergangenheit wohl gut frequentiert war. In einem Nebenraum ist eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Rasthofs Hermsdorfer Kreuz installiert. Unappetitliche Tatsachen, wie die, dass es ein sogenanntes Führerzimmer gibt, in dem Hitler wohl ein paarmal gepennt haben soll, und das bevorzugt von Japanern besichtigt wird, werden lieber übergangen Eine breite Showtreppe für in den Keller, in dem die opulenten Toiletten-Anlagen sind. Wenn man Glück hat, schließt einem ein Mitarbeiter einen der riesigen Veranstaltungsräume im oberen Stockwerk auf. Kurz: ich fand meinen Besuch beeindruckend(etwas gruselig auch) und kann ihn durchaus empfehlen. P. S.: Die älteste deutsche Autobahn-Raststätte Rodaborn kann ich übrigens nicht mehr aufsuchen sie wurde 2004 geschlossen, ihr wurde die Konzession entzogen und ein Gitterzaun trennt heute das Gebäude vom Parkplatz.