Post Kohlscheid

Also ich muss hier mal eine Lanze brechen für die Post. Sie war durchaus elternfreundlich: und zwar gab es im Hof auf der Rückseite des Gebäudes ein Fenster mit einer Klingel. Wenn man mit einem Kinderwagen (oder auch mit einem Kind auf dem Fahreadsitz) da klingelte, wurde man sofort und ohne murren bedient! Danke, Postler! Inzwischen ist die Filiale natürlich geschlossen, nur die Bushaltestelle heißt noch so.

Die Kohlscheider Post, bekannt auch als Hausfrauen– und Rentnerpost… das ist ein Postamt noch vom alten Schlage, wo auf Pünktlichkeit (des Feierabends) und ganz allgemein das Zwischenmenschliche noch echter Wert liegt… ganz gleich, ob eine Trauung, eine Kontoeröffnung, gar der Versand eines Auslandspaketes oder der schlichte Erwerb von Postwertzeichen in kleinen Mengen anliegt: hier müht man sich redlich um die Bedürfnisse des Kunden.
Die Kohlscheider Post: Kein Pflaster für Ungeduldige. Man sollte auf gar keinen Fall auf die Idee kommen, sich für hinterher noch irgend etwas vorzunehmen. Das Genießen des Plauschs mit dem stets hoch kompetenten, gleichwohl von einer stoischen Ruhe geradezu besessenen Personals ist nicht jedem Zeitgenossen gegeben.
Aber nirgends kann man noch so schön Schlange stehen wie hier… was ja die Hälfte der Deutschen bis vor nicht allzu langer Zeit noch regelmäßig pflegte. Hier! In Kohlscheid kommen Ostalgiker auf ihre Kosten — sie brauchen nur zur Post zu gehen. Eintritt frei! Langweilig wirds nie — man staunt immer wieder über den Reichtum an zeitlich zähen Problemstellungen, mit dem die Beamten (um solche handelt es sich zweifellos) in ihrem Alltag unermüdlich kämpfen.
Ach, Kohlscheider Post — Du hast es geschafft, der überall grassierenden Rationalisierungswut zu entkommen. Paketshops deiner Konkurrenz sprießen allenthalben wie Pilze aus der Erde, der Service dort: schneller, besser, preiswerter… und doch: das gemütliche Ambiente und die persönliche Ansprache — das werden wir eines Tages vermissen.