Arbeitsgericht Krefeld

Ein Gericht zu bewerten/​beurteilen, ist immer etwas schwierig (auch wenn ich mich doch hin und wieder daran versuche). Man kann und sollte sich im Wesentlichen darauf beschränken, das Gebäude und die Atmosphäre insgesamt zu bewerten. Und nachdem ich beruflich bundesweit herumkomme und eine Vielzahl von Gerichten schon von innen gesehen habe, habe ich natürlich Vergleichsmaßstäbe.
Um es gleich mal auf den Punkt zu bringen, da dies nicht unwichtig ist: Man merkt dem Gerichtsgebäude des ArbG Krefeld gleich an, dass es nicht als Gerichtsgebäude und vor allem nicht direkt für die öffentliche Hand errichtet wurde. Deshalb kommt das ArbG Krefeld in meiner persönlichen Bewertung deutlich besser weg als andere Gerichte, die in Gebäuden aus demselben Zeitraum untergebracht sind.
Das ArbG Krefeld ist gemeinsam mit einer Nebenstelle des Amtsgerichts Krefeld und der Staatsanwaltschaft Krefeld in einem Gebäude aus den 60er Jahren untergebracht, das lange Jahre RWE diente. Vom Eingang aus stößt man direkt auf eine klassiche Pförtnerloge, an der die unvermeidliche Sicherheitskontrolle stattfindet. Dank Anwaltsausweis für mich kein großer Aufenthalt. Das Gebäude besteht aus zwei Gebäudeteilen, einem höheren (links von der Pförtnerloge) mit der Staatsanwaltschaft und einem niedrigeren (rechts von der Pförtnerloge) mit der Nebenstelle des Amtsgerichts und dem Arbeitsgericht. Der Aufzug ist Baujahr 1965 und damit offensichtlich aus der Errichtungszeit des Gebäudes. Die Sitzungssäle des Arbeitsgericchts sind im dritten Stock untergebracht. Und zwar auf einem recht schmalen Gang (also eher wenig geeignet für großartigen Publikumsverkehr), in dem es keine Wartemöglichkeiten gibt (außer man steht halt au dem Gang herum). Die Wartezone ist im Zwischenbereich zwischen den beiden Gebäudeteilen untergebracht und hat den Nachteil, dass sie eher konzentriert ist. Sprich: Wenn sich am Nachbartisch Parteien anderer Prozesse lautstark unterhalten, hat man eher nicht die Möglichkeit, ungestört vielleicht noch einmal kurz mit dem eigenen Mandanten zu telefonieren. Und der Gang, auf dem die Sitzungssäle sind, ist für ein Telefonat auch eher weniger geeignet, im Treppenhausbereich hallt es eher ein wenig Aber: Ich kenne deutlich schlechtere Wartebereiche und habe nur die Konzentration auf eine Stelle zu bemängeln. Der Sitzungssaal selbst, in dem ich war, war eher angenehm eingerichtet, wobei jedoch die Tische für die die Parteien eher klein und eng waren. Wenn man allein für seine Seite auftritt, mag man hier zwar auch bei umfangreicherer Akte alles ausbreiten können, mit Mandant dabei kann es jedoch schwieriger werden. Aber da hatte ich auch schon beengtere Rahmenbedingungen. Ein besonderes Highlight ist die Besuchertoilette, jedenfalls die für die Herren: Hier sind offensichtlich noch sanitäre Anlagen aus den 60er Jahren. Fehlt eigentlich nur noch die Ablage für die Zigarette Leider ist eine Besuchertoilette nur im Erdgeschoss und nicht auch in unmittelbarer Nähe der Sitzungssäle. Aber das sind halt Auswirkungen des Umstands, dass das Gebäude nicht als Gerichtsgebäude errichtet wurde.
Gleichwohl: Für ein Gerichtsgebäude, das aus den 60er Jahren stammt, eine doch recht angenehme und brauchbare Atmosphäre. Und ein Beispiel, dass alte Verwaltungsgebäude privater Unternehmen (okay, so richtig privat war RWE ja nicht) von der öffentlichen Hand sinnvoll umgenutzt werden können.