Kurz: Versteckt gelegenes Dorfgasthaus mit ballsaalartigem Gastraum, sehr guten Fleischgerichten und freundlicher Atmosphäre.Das Lokal liegt im Süden Leipzigs, etwas versteckt, aber sehr gut erreichbar, im Ortsteil Dölitz-Dösen, etwa in der Mitte zwischen Connewitz und Markkleeberg(die Lage wird auf der RK-Karte korrekt angezeigt — das ist leider eher die Ausnahme als die Regel). Am schnellsten kommt man über die B2 und die Abfahrt Goethesteig dahin; kurz vor der Einmündung der Straße Goethesteig in die Bornaische Straße geht es rechts ab in die schmale Helenenstraße. Parken kann man praktisch vor dem Gasthaus am Straßenrand.Der Ortsteil ist eher dörflich und momentan noch kein touristisches Vorzeige-Filetstück Leipzigs. Das Gasthaus selbst ist von außen relativ unauffällig. Innen ist der Ortsunkundige überrascht von einem unerwartet großen Gastraum, mit sehr hoher Decke(schätzungsweise über vier Meter), grob dreieckigem(eigentlich fünfeckigem) Grundriss und einer kleinen Bühne in der Spitze des Dreiecks. Die Bühne ist mit Effektscheinwerfern ausgestattet, da das Lokal auch als Tanzlokal mit Live– Musik dient. Das Ambiente wirkt aber keineswegs dorfdiscomäßig, sondern gediegen und gemütlich: Solides und geschmackvolles Holzmobiliar, Stühle und Sitzbänke mit Textilpolster, Stofftischdecken, Bilder, Pflanzen und — vor allem — eine weiche, warme Beleuchtung schaffen eine angenehme Atmosphäre. Die Website des Lokals wirkt zwar sehr selbstgebastelt, und die Speisekarte ist orthographisch ebenfalls keine Glanzleistung, aber Einrichtung und Beleuchtung sind professionell. Auf der Website ist oben links übrigens ein Foto des Gastraums in früherem Zustand(ohne Jahresangabe) — das muss ein prächtiger Bankettraum gewesen sein. Im Vergleich zu der Stuckdecke von einst ist der Zustand heute zwar eher deprimierend, aber man hat hier mit Liebe und Aufwand einen schönen Gastraum eingerichtet. Die Karte findet man auf der Website( ). Es gibt ein fleischlastiges Spektrum gutbürgerlicher und international inspirierter Gerichte. Auffallend sind die vielen Varianten von Rind– und Schweinefleisch(Tournedos, Rumpsteaks, Schweinerückensteaks, Schweinemedaillons, Schnitzel, Putenbrustfilets). Es gibt auch Lachs, Eiergerichte und einige fleischlose Optionen. Die Küche bemüht sich dabei um Kreativität(z.B. halber gefüllter Pfirsich mit Shrimps und Walnüssen, klares Lachssüppchen mit Gemüse und grünem Pfeffer, Tournedos überbacken mit Roquefort und Tomate). Die Preise sind eher niedrig: Vorspeisen und Suppen kosten 3 bis 4 Euro, Salate rund 7 Euro, warme Hauptgerichte mit Fleisch gibt es für unter zehn Euro, ein 200-Gramm-Rumpsteak vom argentinischen Rind gibt es samt Beilagen für 13 Euro. Meine Frau hatte Medaillons von der Schweinelende mit frischen Champignons und Kroketten, ich ein Rumpsteak mit Pommes frites und Pfeffer-Sahne-Sauce. Nachdem die Bedienung nicht nach der gewünschten Garstufe gefragt hatte, war ich etwas in Sorge, was da wohl kommen würde — und war von der Qualität aufs Angenehmste überrascht: Das Steak war perfekt. Sehr aromatisch, sehr saftig, sehr zart. Wunderbar. Garstufe medium-rare, wie ich es am liebsten habe. Das war ein sehr gutes Stück Fleisch, das das Glück hatte, bei einem guten Koch zu landen, der weiß, wie man es zubereiten sollte. Auch die Schweinelende-Medaillons waren saftig und zart, wie es besser nicht geht. Die Kroketten waren das Übliche; die Pommes frites schmal geschnitten, außen kross, innen saftig — sehr gut. Die jeweilige Sauce hat uns auch gut geschmeckt. Vorneweg gab es einen kleinen Salat in bunter Mischung(u.a. Rotkraut, Tomaten, Karotten, Kiwi(!)) — alles frisch und knackig; das Dressing war mir zu süß, aber das ist Geschmacksache. Die Portionen waren für unsere Bedürfnisse reichlich; das anvisierte Dessert(Kartoffelpuffer mit Apfelmus bzw. Crêpes mit Schokosauce) mussten wir auf einen künftigen Besuch vertagen. Die Bedienung durch die Wirtin und ihre junge Kellnerin war sehr freundlich. Karten und Getränke kamen prompt, das Essen hat etwas gedauert — so lange, wie man eben braucht, um die genannten Gerichte völlig frisch zuzubereiten. Wir waren früh dran(ca. 18 Uhr) und die einzigen Gäste; ob die Küche die gleiche tadellose Qualität erreicht, wenn der große Raum voll besetzt ist, kann ich mir kaum vorstellen, aber wir werden hier definitiv gerne wieder essen. Fazit: Wer sich mit dem Gedanken trägt, künftig nur noch vegetarisch zu essen, sollte hier kein Steak essen — sonst wird das nix mehr mit dem Fleischlos-Vorsatz. Wer aber Lust auf Rumpsteak oder Schweinelendemedaillons hat, dem sei dieses Lokal empfohlen.