Landhotel & Gasthof Keils-Gut

Die Radwege rings zwischen Dresden, Meißen und Mohorn erkundend will die Gaststätteneinkehr gut geplant sein. Hier bietet sich Keil´s Gut gut an.
Heutzutage sind viele Radfahrer unterwegs. Früher haben sich im nahen Kesselsdorf die Preußen und Sachsen im zweiten schlesischen Krieg geschlagen mit einem nachteiligen Ende für Sachsen. Auch die französischen Truppen zogen durch — 1812 erst nach Moskau und dann dezimiert zurück. Napoleon soll im mehrere Hundert Jahre alten Keil´s Gut einige Tage übernachtet haben.
In der Speisekarte wird darauf Bezug genommen und ein Bogen geschlagen zum Boeuf a la mode, dessen Rezept die französischen Köche mitbrachten.
Super. Habe ich sofort bestellt.
Meine Frau wollte was Kleines … zu essen.
Ambiente
Wir kamen gegen halb zwei. Es war Superwetter, ein Außenplatz ist Muss. Schön ruhig gelegen, sonnig, lässt es sich auf dem Garten– oder Alurohrgestühl gut sitzen. In der Nähe schreit ein Hahn, als sollte er noch in den Kochtopf. Die Tische haben nur ein Deckchen und werden nach der Bestellung mit Besteck und Papierserviette komplettiert.
Viel Andrang herrschte nicht. Eine größere Herrengruppe war im Aufbruch, ein einzelner Gast verschwand auch bald. Die geringe Gästefrequenz bei herrlichstem Sonnenschein am Sonntagmittag lässt manches vermuten, unter anderem eventuell auch, dass die Frischwarenvorratshaltung sicher nicht überdimensioniert ist. Der Blick in die Speiskarte verrät einige Zutaten-​Nummern, die typischerweise bei Fertigprodukten auftreten.
Ansonsten ist die Speisekarte erfreulich, auch erfreulich anders. Insgesamt 21 Gerichte vom Starter über Pfannengerichte, Fisch bis Süßes bieten eine gute Auswahl. Hervorzuheben sind dann noch 6 Gerichte der böhmischen Küche vom panierten Hermelin (nix Pelz) bis Lendenbraten. Für die Kinder gibt es unter dem Motto Spejbl und Hurvinek vier Gerichte nebst Sprüche (Aber Vaaaatii…).
Die Bestellung insgesamt zügig und ohne Komplikationen.
Der Service überraschte mit einigen unorthodoxen aber freundlichen Gesprächsbeiträgen. Dem Chef sei jedoch nahe gelegt, die Dienstkleidung seiner Angestellten öfters zu kontrollieren. Auch wenn es ein Landgasthof ist, sollte der Service eine saubere Hose tragen.
An der sonstigen Sauberkeit war nichts auszusetzen.
Die Gerichte waren sorgfältig, schön und appetitlich angerichtet.
Das Boeuf wurde am Nebentisch flambiert, leider war das schöné Flammenspiel in der grellen Sonne nicht zu sehen.
Das Fleisch war sehr gut. Die beigelegten Drillingsviertel und das angeschwenkte reichhaltige Wurzelgemüse auch sehr schmackhaft. Durch das Flambieren — selten im Restaurant — schön aromatisiert. Etwas mehr Salz hätte dran gekonnt. Die Sauce aus dem Schmorsud war nicht weiter angemacht, also weder angedickt oder mit Butter aufmontiert, war dadurch aber schön leicht.
Das Krüstchen Benedict war leider nicht optimal. Eine Toastie-​Scheibe einseitig mit Röstspuren, auf der anderen Seite hatte es eine Gummikonsistenz. Der aufgelegte Schinken war aus der Formfleischfertigung. Das kleine Schnitzel war aber gut paniert, das pochierte Ei gelungen. Der beigelegte Salat auch fein und gut. Eine Kombination aus dem Supermarktregal mit handgefertigten, soliden Zutaten. Also Licht und Schatten. Im protestantischen Sachsen hat es der Benedict schwer.
Mit der Rechnung gab es statt Schokolade oder Bonbons zwei Früchtetees im Teebeutelpack.
Fazit: Man sitzt — außen — angenehm. Das Essen ganz gut… der Benedict kann ruhig gemieden werden.
P. S. Essens-​Sterne: Boeuf = 4,5 Punkte, Benedict = 2,5 Punkte –) Durchschnitt wohlwollend auf 4 Punkte aufgerundet.

Ich war nun zum zeiten Mal in diesem Landgasthof und bin immer wieder begeistert. Top Essen, super schöné Atmosphäre, nette und schnelle Bedienung und ein sehr gutes Preisä-​Leistungs-​Verhältnis.
Anlass war ein Familienausflug mit meinen Eltern und meiner Oma. Die Seniorenportion war absolut perfekt von der Menge her, die anderen Gerichte waren: Schmusenudeln (Bandnudeln mit Sahnesoße und Lachswürfeln, Zuckererbesenschoten und Champignons) sowie Hirtentäschel (Gehacktes, mit Käse überbacken und Feta gefüllt auf Paprikarahmsoße mit Rosmarinkartoffeln).Alle Gerichte wirkten beim Servieren kleiner als sie in Wirklichkeit waren — man war sowas von satt!!! :-)Sehr lecker, gut gewürzt und eben auch etwas ausgefallener.
Interesante, vielfältige Speisekarte mit nicht zu vielen Gerichten und einem guten Preis-​Leistungs-​Verhältnis.
Tolles Ambiente, freundliche Bedienung.