3 reviews of Barkenhoff-Stiftung Worpswede Heinrich-Vogeler-Museum
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Gisela B.
Place rating: 4 Westoverledingen, Niedersachsen
Wirklich ein schönes Anwesen am Rande des sog. Künstlerdorfs Worpswede. Der Garten ist bezaubernd und auf jeden Fall einen Besuch wert. Schade, der das Dorf so dem Kunstverkauf hinterherhechtet
Karin1
Place rating: 4 Bremen
Selbst wenn man nicht unmittelbar Vogeler-Verehrer ist, so ist ein Besuch immer lohnenswert. Die ornamentalen Gartenanlagen laden zum Verweilen und Träumen. Man gewinnt ein Gefühl für den künstlerischen Überschwank der damaligen Zeit.
Andreas S.
Place rating: 5 Hamburg
Heinrich Vogeler, für mich die faszinierendste Persönlichkeit in der Künstlerkolonie Worpswede. Die unerschöpfliche Energie des Künstlers scheint kaum vorstellbar, wenn man seine Lebensgeschichte sieht, wenn man all die Wendungen betrachtet und immer mehr Gebiete kennen lernt, auf denen Vogeler seine Talente auslebte. Maler, Architekt, Designer von Möbeln, Besteck, Geschirr, Alltagsgegenständen, Textilien, Tapeten, Zeichner, Illustrator, Radierer und über allem die politische Mission, die soziale und später kommunistische Ader, die ihn dazu brachte, seinen Besitz dem Wohl der Allgemeinheit und der Rettung der Armen zu widmen. Aber von vorn: Vogeler war zunächst ein erfolgreicher Maler und Zeichner im Jugendstil und konnte um 1895 den alten Barkenhoff, einen ehemaligen Bauernhof erwerben. Innerhalb weniger Jahre wurde das Bauwerk nach seinen Entwürfen komplett umgestaltet, erhielt die auch heute bestehende weiße geschwungene Giebelfassade mit Freitreppe und angrenzende Gartenanlagen mit labyrinthartigen Hecken. Alsbald wurde der Hof zum Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung und somit der gesamten Künstlerkolonie Worpswede. Vogeler war zunächst ein Anhänger der Kriegsidee, betrachtete den Weltkrieg in Europa als Chance zur Geistigen Umkehr nach Jahrhunderten der Monarchie, als Aufbruchszeitalter, ähnlich wie Franz Marc und August Macke. Zum Ende des Krieges konvertierte er vollständig und wandte sich kommunistischen Ideen zu. Der zunächst nur der Kunst gewidmete Barkenhoff wurde nunmehr zum sozialen Projekt. Vogeler richtete hier eine Kinderheim der Roten Hilfe, einer kommunistischen Sozialinstitution, ein Hunderte von armen und gesundheitsgeschädigten Kindern aus Großstädten wurden hierher verschickt, gepflegt und in die Projekte eingebunden, bei denen vor allem die Idee der Eigenversorgung dominierte konsekutiv wurden die Grünanlagen um den Hof in Felder und Gemüsegärten verwandelt. Lange gab es hier politische Konflikte wegen der monumentalen Kollektivgemälde Vogelers, die den zentralen Saal zierten und eindeutig kommunistische Inhalte zeigten während der Zeit des Nationalsozialismus musste Vogeler aus Deutschland fliehen, die Wandgemälde wurden entfernt, und Vogeler starb als Deutscher im Krieg innerhalb der Sowjetunion deportiert– 1942 in der sibirischen Verbannung Heute ist der Barkenhoff weitgehend in den Zustand vor 1920 zurückversetzt worden, die Gartenanlagen sind wieder ornamental, in den zahlreichen Räumen des Anwesens kann man in chronologischer Folge die Arbeiten des Künstlers bewundern, angefangen bei filigranen Jugendstilwerken, ornamentalen Bestecken, blumenberankten Stühlen und geschwungenen Sesseln aus schönen Hölzern, dann kubistische und expressionistische Einflüsse, kristalloide Malformen mit Zerlegung von Flächen und schließlich die Kollektivbilder der 20er-Jahre, in denen comichaft viele Einzelszenen im Raum zusammengeführt werden und unter einem zentralen Thema präsentiert werden, meist unter einem kommunistischen Inhalt. Zuletzt die Arbeiten in der Sowjetunion, schlicht gemalte Landschaftsszenen im Auftrag der KP, Demonstration der Fortschrittlichkeit einzelner abgelegener Regionen, durch die Vogeler geschickt wurde. Karelien, Turkmenistan, fremdartige Szenen und Gesichter, oft ein kleiner parodistischer Ansatz im Detail, aber dominierend die stalinistische Dogmatik, die schließlich den Untergang Vogelers bedeutete. Die Barkenhoff-Stiftung bietet in den Seitenflügeln des Barkenhoffs außerdem Raum, Stipendien und Ateliers für junge Künstler.