Italian Summer in Pieve die Teco Nun sitze ich hier im regnerischen Novembernorden und vertreibe den unterkühlenden Nieselregen mit den Gedanken an ein Sommermärchen in den ligurischen Bergen. Im einstigen Schuhmacherstädtchen Pieve di Teco, schon der Name weht warmen italienischen Wind auf meine Wangen, befinden sich ungeahnte Schätze, historische Bauten und das kleine große Glück wohnt in den pitoresken Gassen, auf den sonnenbeschienenen Plätzen, an denen sich der gesamte Ort bis spät in die Nacht zu treffen scheint und in den mächtigen Bergen, die über all dem wachen mit grünen und terrafarbenen Augen. Unser Domizil hieß uns schon im Prospekt willkommen, denn die Abbildungen waren mehr als vielversprechend. Und ich darf jetzt schon verraten, dass sie ihre Versprechen gehalten haben. Der Palazzo Manfredi kann mit dem Auto nicht angefahren werden, denn er befindet sich in einer Gasse direkt gegenüber des Teatro Salvini … Von außen ist seine Größe zwar beeindruckend, die Fassade jedoch in grau-beigem Mörtel darf man als absolutes Understatement bezeichnen. Im Inneren jedoch erwarteten uns dann antik eingerichtete Räumlichkeiten, die für eine Ferienwohnung eher untypisch sind. Große, liebevoll restaurierte Zimmer mit viel Arbeit am Detail ließen uns staunen. Echt antikes Mobiliar, historische Baumaterialien und ein sicheres Gespür für Stil und Harmonie lassen sicher nicht nur Nostalgikerherzen höher schlagen. Die Fliesenarbeiten in den beiden übermäßig geräumigen Badezimmern sind ebenso faszinierend, wie gusseiserne Türbögen über jedem Zimmer, schwere Eichentüren mit burgengleichen Riegeln und Schlössern. Absolutes Highlight für unseren kleinen Mann war aber das Bett, in dem schon Napoleon genächtigt hat. In selbigem zu schlafen, war ein besonderes Erlebnis. Rings um die Stadt, die mit einer herrlichen Arkadenstraße aufwartet, kann man sich in den ligurischen Bergen verlieren. Die Blicke von ihren Füßen und die Blicke von Ihren Gipfeln wärmen das Herz auch in der Erinnerung. Weite, tiefe Täler, schmale sich schlängelnde Straßen und Ortschaften wie aus dem Bilderbuch der Träume wollen entdeckt und doch schlafen gelassen werden. Ein Geheimtipp unserer gut gelaunten Vermieterin war der Bergfluss, der vor den Toren der Stadt ein Felsmassiv durchfließt und im Meander einen kleinen, kristallklaren und tiefen See bildet. Völlig allein gehörte uns dieser Flecken Erde, der wahrhaft göttlich ist. Die heiße italienische Sonne über den Köpfen, in den Armen der ligurischen Berge erfrischte uns der Fluss am Fuße kleiner Wasserfälle. Wer braucht da noch das Meer, auch wenn es das Mittelmeer ist? Der /die ein oder andere vielleicht ja doch. Er /sie soll es haben, denn die Küste ist gerade einmal 20 Kilometer entfernt. Das verschafft einem den ersehnten Strandbesuch in wenigen Minuten und wohlverdiente Ruhe vor den touristischen Partybestien am Abend durch die Distanz zum lauten nächtlichen Strandleben. Ich sage hier lieber nichts von den einsamen Burgruinen in den Wolken auf Berggipfeln, den Restaurants in Familienbetrieb mit Antipasti von unnachahmlicher Qualität und voller Überraschungen, nichts von den Olivenhainen an Berghängen, den Weinstöcken und der Gastfreundlichkeit und nichts vom echten Dolce Vita, das einem Energie für nordische Herbst– und Wintertage spendet. Mehr darf ich nicht schwärmen, von diesem Märchenort, damit er weiter mir gehört. — Mein Schatz!