Was hat Theo Jansen, was andere Künstler nicht haben? Er gehört zu den Menschen, die verschiedene Begabungen kombinieren, auf eine fantastische Art. Theo Jansen wurde 1948 geboren, studierte Physik an der Universität von Delft und begann dann eigentümlicherweise als Künstler zu arbeiten. Zunächst beschäftigte er sich mit Malerei. Das sollte aber nicht seine Bestimmung sein, der Zufall hatte anderes für ihn vorgesehen. Da war ja noch sein Studium, seine Begabung für Ingenieurswissenschaften. In den Niederlanden ist man unkonventionell und Kunst ist nicht nur ausschließlich Kunst und Wissenschaft ebenso. Erinnert es an Leonardo? Theo Jansen ist aber auch ganz Kind. 1980 entwickelte er eine fliegend Untertasse, die er über Delft fliegen ließ. Du heiliges Porzellan! Die Bevölkerung war auf der Straße und die Polizei in Alien-Bereitschaft. Wir sehen, der Mann liebt Entertainment. Dann aber besann er sich ganz und gar auf die Kinetik, kinetische Skulpturen drängen sich bei seinem Background auf. Seine jetzige Arbeit, so ab 1990, hat mit hellgelben Plastikrohren, Gelenken, Schläuchen und Wind zu tun. Und auch mit Tieren. Theo Jansen muss Tiere lieben. Werkeln tut er am Strand von Ijmuiden, nördlich von Haarlem, in einem Schuppen. Da entstehen seine leichtfüßigen Giganten, die er liebevoll Strandbeests(Strandbiester) oder auch, weil jedes einzigartig ist, zum Beispiel Animaris, Vermiculus, Ventosa oder Rhinoceros nennt. Bei stetiger Brise bewegen sich seine Geschöpfe munter über den Strand, als ob das selbstverständlich wäre. Ist es auch, mehr als Wind brauchen sie nicht. Bei aufkommendem Sturm verankern sie sich selbstständig im Sand. Das nennt man Verantwortung. Diese Biester sind faszinierend, abstrus, schön, grazil, elegant. Geschöpfe aus grauer Vorzeit oder einer fernen Zukunft. Apropos Zukunft: Theo Jansen denkt daran, dass seine Tiere eines Tages in Herden friedlich am Strand ihr Dasein fristen können. So they will live their own life, wie er sagt. Mittlerweile ist die Evolution der Strandbeester weit fortgeschritten: sie können ihre Segel selbstständig nach dem Wind ausrichten, Hindernisse aus dem Weg räumen und durch kreisförmige Anordnung der Laufbeine, die so nicht ständig Kontakt zum Boden haben, die Reibung minimieren. Die neueste Generation der Biester ist sogar in der Lage, sich fortzubewegen, wenn der Wind abflaut. Ein Segelsystem fängt vorher vorhandenen Wind ein und leitet ihn in Flaschen, in denen die Luft komprimiert wird. Diese wird dann als Treibstoff verwendet. Fragen Sie nicht mich, wie das geht. Fragen Sie das Genie Theo Jansen. Der muss es wissen. Er verfasste immerhin drei Bücher über technische Kunst und Evolution und erhielt 2005 den Prix Ars Electronica, den Sonderpreis in Linz. Er und seine Strandbiester sind aktuell auch zu sehen im 5er BMW-Spot. Werbung muss nicht langweilig sein.