Es gab bei der Fußballeuropameisterschaft ein Eröffnungsspiel in Polen. Und Polen ist von Berlin mit der Niederbarnimer Eisenbahn die nicht gern das Kürzel NEB hört in einer Stunde erreichbar. Mit allem Mut, den ich hatte, fragte ich bei der Küstriner Tourismuszentrale an, ob man als Deutscher wohl in Polen Fußball gucken könne und ob das nicht gefährlich sei. Ich erhielt prompt Antwort und als Tipp diese Bar in der Adama Mickiewicza 1, gleich an der Weggabelung. Man läuft vielleicht an der Bar vorbei, denn Polen ist noch ein relativ graues Land so wie früher der Osten. Man muss schon wissen, wo man hinwill, bunte Bildchen an den Häusern helfen einem nicht. Jedenfalls habe ich hier das bisher emotionalste Public Viewing erlebt(was vielleicht nicht viel heißt, da ich sehr wenig Fußball schaue und auch nicht immer im Freien). Es kam hier weniger auf die Fähigkeit an, Zusammenhänge erklären zu können, sondern darauf, lauter als der Kommentator auf der Leinwand Polska gu(oder so ähnlich) zu rufen. Günstig bei diesem Unterfangen ist es, eine Pauke dabei zu haben. Und das hatten die jungen männlichen Zuschauer an diesem Abend. Und wenn einem der Arm schwer wurde, wanderte die Pauke zum nächsten. Wichtig war auch, das Rufen am Laufen zu halten. Wenn zwischendurch die Puste ausging, rief entweder einer von links oder einer von rechts: Weiter(natürlich auf polnisch). Vielleicht haben die zwei auch so etwas wie ein Länderspiel ausgetragen: Wer von beiden reißt mehr mit, oder so. Man musste auf dem Boden auf einem kleinen Podest sitzen, denn die drei Räume der Bar waren komplett überbefüllt. Und wenn ein Tor fiel, musste man aufstehen, wenn man die Wiederholung sehen wollte, denn alle vor einem standen plötzlich. Wie das Spiel eigentlich ausging, kann ich nicht sagen und wußte von den Anwesenden am Ende wahrscheinlich auch keiner mehr zu sagen. Aber dafür gibt es ja Wikipedia. Da kann man alles nachlesen und seinen Enkeln vorlesen.