Allons enfants de la Patrie, le jour de gloire est arrivé! Kurz vor 21:00 Uhr sah alles noch gut aus, aber dann begrub das frankophile Publikum im Letzigrund die Hoffnungen der Mannschaft unter der Trikolore unter einem Haufen von Tränen. Was war geschehen? Franck Ribéry, der Held und Spaßvogel von Bayern München( ), der Held und Spaßvogel der Nationalmannschaft Frankreichs, verletzte sich so schwer, dass er vom Spielfeld gefahren werden musste. Mit einem Elektrofahrzeug. Aus die Maus? Ja, weil der spielintelligente Spieler Luca Toni, von seinen italienischen Landsleuten liebevoll il Bomber oder auch manchmal larmadio genannt, noch vor der Halbzeitsiesta bei der eleganten Ballannahme im Strafraum gefällt wurde und Andrea Pirlo den Strafstoß zur Strafe verwandelte. 1:0 für die Squadra Azzurra. Außerdem Rot für den französischen Unglücksraben Abidal. (Siehe Foto unten) Frei nach Eugèné Delacroix: Eine Frau als Trainerin für die Équipe tricolore! Nun entwickelte sich ein fatales Spiel. Die Blauen stürmten unter ihrem guten Thierry Henry und Italien verteidigte mit aller Routine. Der Hippie und Torwart Gianluigi Buffon von Juve, der schon gegen Rumänien einen Elfer gehalten hatte, bewies dabei seine Klasse. Parallel dazu spielte die B-Elf der Niederlande souverän gegen die Auswahl der Federatia Romana de Fotbal und führte. Die komplizierte Arithmetik der sogenannten Todesgruppe wurde plötzlich ganz einfach. Glückliches Italien! Daniele De Rossi aus der Ewigen Stadt machte mit seinem 2:0 alles klar. Gruppenzweiter. Was nun Raymond Domenech? Ist es aus mit dem Zynismus? Den eigenwilligen und einsamen Entscheidungen? Mit der taktischen Disziplin, die bloß taktisch ist? Ein Bresse-Hühnchen vielleicht und einen schönen Schluck Wein? Zur Entkrampfung sei das jedem gegönnt. Froschenkel nach diesem unglücklichen Spiel sind wohl nicht so angebracht. Aber die Équipe tricolore, die währen der WM1998( ) so fantastisch gespielt hatte und im eigenen Land Weltmeister wurde, und während des WM-Sommermärchens 2006 in Deutschland — das nicht nur deutsch, sondern auch französisch war — nur knapper als Zweiter geschlagen wurde, ist auch in Zukunft nicht zu unterschätzen. Dafür sorgen schon die jungen und wilden Talente auf den Straßen und Hinterhöfen der Trabantenstädte. Für den normal fußballverrückten Franzosen beginnt nun wieder der Alltag: metro, bulo, dodo. Oder umgekehrt. Zumindest wenn er in den Banlieues wohnt.