Hotel St.Georgio

Das schlechteste Hotel, was ich seit Langem erleben durfte…
Fangen wir mit den einzigen positiven Punkten an:
Die U-​Bahn-​Station Gants Hill ist sehr nahe, allerdings braucht man mindestens 30 Minuten in die Innenstadt.
Es gibt einen Wasserkocher mit Tee und Kaffee auf dem Zimmer.
Wir hatten ein Dreibettzimmer. Das sogenannte Zustellbett war eher ein Drahtgeflecht, was kurz vorm Zusammenbrechen war.
Die erste Nacht war ansonsten noch OK und das Frühstück war befriedigend.
Dann aber kam der Donnerstagabend und die Nachtclubs öffneten ihre Tore. Das Schlimme war nicht die Musik, nicht die wummernden Bässe. Nein, das Schlimme waren die Party People, die vor dem Eingang und damit unter unserem Fenster Vollgas gaben: Kreischen, Pöbeln, Hupen usw. Und wer hier auf die britische Sperrstunde vertraut, hat sich geirrt: Das Ganze ging bis 3 Uhr nachts.
Der nächste Tag war Karfreitag, unsere Hoffnung auf ein Musikspielverbot in Diskos wie in Deutschland bestätigte sich nicht. Trotz Ohrenstöpseln und geschlossener Fenster war an Schlaf nicht zu denken.
Manche Party People waren schlau: Sie hatten sich in unserem Hotel über dem Club ein Zimmer reserviert. Diese Leute spazierten, nein trampelten dann um 3.30 Uhr nachts durch den Gang (obwohl das Hotel dort schon vorausahnend geschrieben hatte: «Shhhhh, this is a quiet zone»), schmissen die Brandschutztür zu und grölten «Heyo, Captain Jack». Ich wusste gar nicht, dass der Song auch in England ein Erfolg war…
Während wir ein Zimmer zur Straße hatten, bekamen die Party People ein ruhiges Zimmer zum Hof. Die jungen Leute brauchen halt ihren Schlaf…
Nach der dritten schlaflosen Nacht waren wir schon etwas gerädert. Dass man die Unterhaltungen aus dem Nebenzimmer jederzeit verfolgen konnte, hatte ich noch nicht erwähnt, oder?
Wenn man sehr müde ist, nimmt man den fleckigen verschmutzten ungesaugten Teppich auch gar nicht mehr wirklich wahr.
Vor der vierten Nacht waren wir lange unterwegs, um möglichst müde zu sein und wenig Zeit im Zimmer verbringen zu müssen.
Im Zimmer dann roch etwas sehr müffelig. Im Halbdunkel mussten wir feststellen, dass die Reinigungskraft einen grauen Müllsack mit scheinbar dem gesamten Müll aller Zimmer unserer Etage bei uns im Zimmer stehen gelassen hatte… Den beförderte ich Richtung Treppenhaus.
Nach dem Nachtclubtreiben wie in den Nächten zuvor, fanden wir am Morgen keinen Platz im viel zu kleinen Frühstücksraum. Auf das Frühstück haben wir dann verzichtet. Unsere Koffer mussten wir die Treppe runtertragen, weil der Fahrstuhl kaputt war.
Auf die Frage, wo man Briefmarken bekommt, sagte mir die Dame an der Rezeption: «It’s Easter.» Dass Ostern war, wusste ich selber, danke.
Und als mich letztlich die Dame an der Rezeption fragte «Did you enjoy your stay?» konnte ich nur noch entgegnen: «London is a beautiful city!» Ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass sie verstanden hatte, was ich meinte.