Jüdischer Friedhof Währing

Die Last menschlicher Schritte hat dieser Boden schon länger nicht mehr gespürt. Die Last der Vergangenheit wiegt genug, um ihm den Atem zu rauben.
Schlingpflanzen, die sich über die steinernen Zeugen legen, tun ihr Mögliches, um das Vergessen zu fördern.
Ende des 18. Jahrhunderts löste er den Jüdischen Friedhof in der Seegasse ab, weil die Grabstätten aus hygienischen Gründen fortan außerhalb des Linienwalls (dem heutigen Gürtel) angelegt werden sollten. Er war dann Teil des Währinger Ortsfriedhofs und blieb auch nach der Umwidmung zum Park als Jüdischer Friedhof bestehen, da nach jüdischem Totenglauben Gräber nicht versetzt werden können.
Der Zweite Weltkrieg brachte dann ein großes Maß an Zerstörung. Auch in das Friedhofsareal, das für einen Löschteich aufgegraben wurde. Leichen wurden exhumiert, um einer wahnsinnigen Rassentheorie Untersuchungsmaterial zu liefern.
Von diesen Wunden hat er sich nie wieder erholt, umgestürzte Grabsteine zeugen vom Verfall. Es fehlen die Mittel oder auch der Wille dazu, diese Mittel bereit zu stellen, um der Zerstörung entgegen zu wirken. Man beließ es dabei, die Friedhofsmauern mit Glasscherben zu säumen und das verwilderte Dahinter als unbegehbar abzustempeln.
Vereinzelt finden Führungen statt. Die Grüné Partei Wiens hat sich schließlich der Verantwortung des Gedenkens angenommen. Ein Gedenken, das die dunklen Seiten dieser Stadt in den Vordergrund holt.

Wer sich für den Jüdischen Friedhof in Währing interessiert wird sich wundern, denn er wird vor verschlossenen Türen stehen. Der Friedhof wurde vor allem in der Nazi-​Zeit Opfer von Grabschändungen und ist teilweise in einem verheerenden Zustand. Die Natur hat mit herabgefallenen Ästen und wuchernden Pflanzen auch seinen Teil dazu beigetragen. Ein Zugang zu dem ca. 2 Hektar großen Areal für die Öffentlichkeit ist nicht mehr möglich, nur selten werden Führungen von den Grünen oder der «Initiative Währing Jüdischer Friedhof» organisiert. Auf deren Seite kann man auch einen virtuellen Rundgang durch den Friedhof machen und sich selbst einen Eindruck des Zustandes der Gräber machen. Traurig ist auch ein weiterer Grund für die komplette Schließung der Tore: Angst vor Beschmierungen und Anschlägen.
Es lässt sich nur hoffen, dass hier endlich etwas getan wird, schließlich ist dieser Friedhof der drittgrößte seiner Art in ganz Österreich und der jüdische Anteil an Wiens Geschichte könnte so in Erinnerung bleiben.

Der jüdische Friedhof in Währing ist momentan geschlossen, wie ich auf einem Spaziergang leider feststellen musste. Die traurige Geschichte dahinter ist, dass sich heute niemand mehr um die Gräber kümmern kann, da die Angehörigen entweder im Nationalsozialismus umgebracht wurden oder ins Ausland emigrieren mussten. Es gibt kein Geld um den Friedhof entsprechend zu sichern und wieder öffentlich zugänglich zu machen, da die Bäume überaltert und die Gruftanlagen teilweise offen stehen, ist ein Besuch nur auf eigene Gefahr möglich und nach Unterschrift eines Haftungsverzichts.
Umstürzende Bäume, Äste und Regen zerstören die Gräber mit der Zeit. Um den Friedhof vor rechtsradikalen Beschmierungen zu schützen, wurden die Mauern des Friedhofs mit Stacheldraht und Glasscherben gesichert. Alles in allem ein sehr trauriges Bild. Da kann man nur hoffen, dass es in Zukunft möglich sein wird den Friedhof vor dem Verfall zu retten. Wie immer fehlt hierfür aber das Geld, um die nötigen Sanierungskosten zu decken.