S+U-Bhf. Berlin Frankfurter Allee

wie einige von meinen geschätzten lesern ja wissen, bewerte ich bahnöfe ganz pragmatisch… wenn man ein-​, aus– und idealerweise auch umsteigen kann, hat so’n bahnhof seinen zweck erfüllt und es gibt die volle punktzahl.
das wäre ja dann eigentlich der fall. aber hier bin ich mir nicht sicher, ob dies überhaupt noch ein «bahnhof» ist oder es sich nicht um ein MOMA für’s geschulte art-​auge handelt…
da hätten wir erstmal die großartigen und –flächige graffitis… Oz, DAIM, Loomit, Lake13 und Miss. Tic werden glatt in den schatten gestellt und könnten hier noch so einiges lernen und sich inspirieren lassen…
strassenmüll, imbissabfälle, gebrauchte tempotaschentücher und kondome sowie zigarettenkippen potenzieren den ganzheitlichen kunstgenuss a la Beuys…
tja, und dann sind da noch unsere gefügelten kunstschaffenden, die berliner «Columbidae», im volksmund verleumderisch als «luftratte» diffamiert… die koten im dienste von Piero Manzoni was das zeug hält um dann den guano als «Merda d’artista» in dosen an den geneigten kunstfreund zu verkaufen…
und das alles für inhaber eines gültigen fahrausweises kostenlos…
und wenn mann sich dann satt gesehen hat, kann man hier selbstredend auch in u– und s-​bahnzüge ein– oder aussteigen…
… und wenn die BVG nicht so kunstmuffelig wäre, hätte man in den zügen auch noch den ultimativen mobilen art-​genuss: die berliner scratching-​szene eifert gerade ihren new yorkern vorbildern nach. diese innovativen streetart-​nachwuchskünstler werden aber durch das spielverderberische bekleben der scheiben mit «antikratzfolien» ausgebremst…
deshalb ziehe ich hier und heute einen stern ab!

Oh je, oh je — die Frankfurther Allee…
Für mich das größte Manko — Kompartementalisierung.
Wenn ich unten mit der U Bahn ankomme und zur S bahn will, muss ich 3 Treppen und einen Berg hoch. Wenn man mit Gepäck oder Einkauf unterwegs ist, kommt man da ganz schön aus der Puste. Vor allem, wenn man wie blöde die Treppen hochrennt nur um dann oben anzukommen und festzustellen, dass die Sbahn grade weg ist.
Hier hätte ich mir schon an der U Bahn eine Anzeige gewünscht, aus der man ersehen kann, ob ich noch eine oder sieben Minuten habe, bis meine Ringbahn fährt.
Auch wenn man den Aufzug nehmen will: Geduld und Anstrengung. Von der U Bahn bis zur Straße sind es allein 2 verschiedene, und dann muss man sich trotzdem noch den Berg hochquälen. Dann geht es am ersten SBahn eingang vorbei, munter weiter, bis man dann letztendlich einen dritten Aufzug nehmen kann.
Also für Reisende mit viel Gepäck, Kinderwagen, Rollstuhl oder ähnlichem ist dieser Bahnhof doch recht ungeeignet. Besonders, da durch diesen Wanderweg zwischen U und S Bahn auch immer viel los ist.
Ich steig hier nur ungern um.

Ach Berlin, Du hast so schöné S– und U-​Bahn-​Stationen. Warum muss die Frankfurter Allee sich als unterdurchschnittlich zeigen?
Die Station Frankfurter Allee ist ein nicht unwichtiger Verknüpfungspunkt zwischen U-​Bahn (U 5) und mehreren S-​Bahn-​Linien, u.a. der Ringbahn.
Die U-​Bahn-​Station ist ja noch passabel. Aber danach geht es los. Um von der U– zur S-​Bahn zu wechseln, muss man hoch an die Oberfläche. Und sieht dann erst mal hässliche Schmierereien. Der Weg zur S-​Bahn führt dann in einer Steigung einen Weg hoch, auf dem immer etwas los ist. Angekommen, betritt man ein Gebäude, das eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat. Und der S-​Bahnsteig ist, eigentlich wohl Ringbahn-​Standard, ganz schön zugig.
Eindeutig keine vorzeigbare Station!

Hektischer Bahnhof, der fast immer zu überlaufen ist. Die Wege zur U-​Bahn sind auch zu weit. Bin froh hier immer schnell weg zu sein.