Heliosturm Köln

Ein Leuchtturm, der nie das Meer sah…
Der vermutlich südlichste Leuchtturm Deutschlands steht im liebenswerten kölner Arbeiterstadtteil Ehrenfeld, Ecke Venloer Straße/​Heliosstraße. 1882 wurde dieser verkehrsgünstige Standort am Ehrenfelder Bahnhof und der Pferdebahn-​Strecke Köln-​Ehrenfeld (Ihrefeld –wie die Kölner sagen — war damals noch nicht eingemeindet) von den berühmten Helios-​Werken als Standort gewählt. Der Firmenname «Helios» war zur dieser Zeit international bekannt und geachtet: Elektrizitätswerke auf Wechselstrombasis wurden weit über die Grenzen Deutschlands verkauft.
Und da hier auch die Leuchttürme von Borkum und Wangerooge entstanden, lag es nahe, dass die Firma Helios sich zu Werbezwecken an ihrem Standort selbst einen eigenen Leuchtturm baute: 44 Meter hoch und mit richtigem Lampenhaus versehen. Zeitweise war dieser Turm vom Verfall bedroht. Doch inzwischen wird er als wichtiges Industriedenkmal gesehen und Gelder zum Erhalt und zur Renovierung wurden aufgebracht. Nur im Rahmen von Sonderführungen oder an Tagen des offenen Denkmals ist der Turm zu besichtigen. Die nach dem griechischen Sonnengott benannte Firma Helios verlor Anfang des 19. Jhdt. ihre Reputation an aufstrebende Konkurrenten, wie AEG und Siemens und wurde von einem Wettbewerber aufgekauft bzw. übernommen. Geblieben sind einige alte Fabrikgebäude, ein Bürogebäude, der Leuchtturm und der Straßenname «Heliosstraße». — Mitunter kolportierte Geschichten, dass die Nordsee früher bis nach Köln reichte (und Düsseldorf sozusagen im Wattenmeer lag) oder dass der Leuchtturm für die Binnenschifffart gebaut wurde, sind Histörchen oder Rümcher und Verzällcher, wie man hierzulande sagt.
Hier noch 2 Gastro-​Tipps in der Umgebung: Feinkost Parma auf der Heliosstraße. Hier hole ich mir ab und zu einen kalten Becher Espresso. Auf Knopfdruck wird der Becher mitsamt Espresso heiß. Ein herrlicher Gag und Höhepunkt jedes Picknicks.- 300Meter stadtauswärts auf der Venloer Straße gibt es die kleinste «Brauerei» Kölns: Die BRAUSTELLE. Das Altbier (!!!) und Kölsch, welches hier mitten im Gastraum gebraut wird, heißt «Helios» — ist ja irgendwie einleuchtend, oder?

Der Heliosturm in Ehrenfeld ist ein Leuchtturm, und auch wenn Köln so viel mit dem Meer zu tun hat wie die Düsseldorfer mit richtigem Karneval erfüllt er tatsächlich seinen Zweck, jedenfalls für mich.
Möglichkeit 1: Nach Besuchen meiner Heimatstadt im westlichsten Westen der Republik komme ich immer mit dem Zug über Ehrenfeld nach Köln reingefahren. Und auch wenn mir durchaus schon vorher bewusst ist, dass ich jetzt die Domstadt erreicht habe ist das für mich immer der bildliche Anker.
Möglichkeit 2: Ich war in Ehrenfeld feiern, habe mich mal wieder verlaufen und suche die U-​Bahnhaltestelle. Sobald ich einmal den Heliosturm gefunden oder gesehen habe weiß ich wo es hingeht.
Mehr kann man einem Leuchtturm an Sinn und Zweck doch nicht abgewinnen.

Ich staunte nicht schlecht als ich den Gürtel zum ersten Mal Richtung Norden fuhr und einen Leuchtturm sah. Das konnte ich mir nicht erklären, was soll ein Leuchtturm mitten auf dem Land? Für wen sollen die Signale sein? Für Flugzeuge à la «Vorsicht Stadt»? Oder für die Rheinschifffart, falls sie das Ufer aus den Augen verlieren?
Da ich keine Erklärung fand musste ich also nachfragen. Und dieser Turm hat eine lange Geschichte.
Es war 1882 als hier in Ehrenfeld die Helios AG gegründet wurde. Die Firma verkaufte Wechselstromanlagen, damals noch Blut jung, und war für den Telegraphenanlagenbau zuständig. Mit der Zeit hatte das Unternehmen sehr viel Erfolg, der auch an der Küste für ein hohes Ansehen der Firma sorgte. So kam es das die Helios AG 1895 den Nord-​Ostsee-​Kanal mit den Lichtzeichen ausstattete und sich im Zuge dessen leistete sich der Betrieb zu Werbe– und Repräsentationszwecken ein kleines unscheinbares Markenzeichen. Auch wenn im Laufe der Jahre die Siemens AG und die AEG den Wettbewerb übernahmen und International der Helios AG den Rang abliefen, prangt noch heute der «Heliosleuchturm» über Ehrenfeld. Seit 1986 steht er unter Denkmalschutz und 1996 bekam er ein neues Lichthaus, das seit dem abends wieder beleuchtet ist.
Ein Leuchtturm auf dem Land-​irgendwie kann es das nur in Köln geben.

Gibt es ein Meer in dieser Stadt? Anscheinend schon! Wo sonst steht man vor einem Turm, dessen Sinn ausschließlich darin besteht Schiffe vor der nahenden Küste zu warnen und ihnen Orientierung zu verschaffen. Der einzige Leuchtturm Deutschlands, dessen Standort nicht an Nord– oder Ostseeküste zu finden ist, steht in Köln Ehrenfeld zwischen der Venloer– und Vogelsangerstrasse jenseits des Gürtels.
Als ich dieses Bauwerk zum ersten Mal erblickte, traute ich meinen Augen nicht. Aber man kann einfach nicht leugnen, dass kein Unterschied zu den die Küsten säumenden Lebensrettern besteht.
Warum also findet man ihn ausgerechnet hier? Der erste Gedanke, den ich hatte, drehte sich logischer Weise um die Nähe zu Rhein. Aber wieso steht er dann soweit weg von dessen Ufern? Weitere Phantasien kreisten um die «fünfte Jahreszeit» (Fastelovend wie man hier so schön sagt), da ich den Jecken hier so einigen Wahnsinn zutraue; auch seltsame Gebäude ohne erfindlichen Grund zu errichten.
Aber nein, nichts von alldem. Die Antwort ist denkbar einfach. Hier befand sich eine Fabrik für Leuchtturmlampen, deren Besitzer ihrer Manufaktur jenes einzig sinnvolle Denkmal setzten. Diese Firma belieferte alle möglichen Küsten mit diesen Rettungslichtern der See, bis sie irgendwann der Moderne zum Opfer fiel.
Heute ist in den alten Werkräumen ein Atelier mit Namen «Designquartier» ansässig, in dem ein Kollektiv junger Kölner Künstler Großartiges schafft und gelegentlich sehr sehenswerte Ausstellungen präsentiert.
Jedes mal wenn ich diesen Leuchtturm aus der Ferne erblicke (leuchten tut er leider nie) muss ich schmunzeln und erinnere mich an die Nordsee-​Urlaube meiner Kindheit. Nicht zuletzt steht er zwischen den sonstigen Bausünden der Umgebung da wie eine emporschießende Blume und verschafft den Kölnern eine zweckentfremdete Orientierung, die sie in ihrer Stadt manchmal bitter nötig haben.

Ehrenfeld hat einen Leuchtturm und, ja, dieser Leuchtturm leuchtet auch. Als leuchtender Leuchtturm mitten im mittesten Festland ist er eine Kuriosität. Das scheint ihm so gar nichts auszumachen. Es wimmelt, es wuselt in Ehrenfeld. Er steht da wie ein Fels. Hupende Autos, hektische Fußgänger: Er steht da wie ein Fels. Immer steht er da wie ein Fels. Man kann sich herrlich an ihm orientieren, auch nachts, weil er nachts tatsächlich leuchtet: so, wie ein Leuchtturm nachts leuchten sollte.
Ich mag diesen Leuchtturm, obwohl oder gerade, weil er da mitten auf dem Festland steht. Er ist ein ganz besonderer Leuchtturm. Ein Ehrenfelder Leuchtturm. Ein Ehrenfelder Festland-​Leuchtturm. Er steht seit den 80er Jahren des 19ten Jahrhunderts in Ehrenfeld, blieb eine Weile lang dunkel und leuchtet mittlerweile wieder. Seit 1986 steht er unter Denkmalschutz.
Manch einer mag so eine dauerhafte Existenz in Köln Ehrenfeld für eine ganz schön langweilige Existenz halten. Andererseits ist es vielleicht auch ganz schön (ohne «langweilig»), DER Ehrenfelder Leuchtturm zu sein. Blöd, man kann so einen Leuchtturm nicht fragen. Das heißt, man kann ihn fragen, aber er antwortet nicht. Für mich ist er ein Stück Ehrenfeld. Ich sehe ihn aus der Bahn heraus, wenn ich von Stolberg nach Köln komme. Ich freue mich, ihn zu sehen. Er gehört zu Ehrenfeld.

Neben dem Dom ist der Heliosturm für mich das zweite Wahrzeichen, bei dem mir warm ums Herz wird. Sehe ich den Dom von der Autobahn aus, weiss ich, bald bin ich «zuhuss». Seh ich den Heliosturm, weiss ich, jetzt bin ich «zuhuss».
Dabei ist die Idee, einen Leuchtturm mitten in die Stadt zu bauen, doch echt verrückt. Auf so einen Werbegag — und ich wette damals, hat man das noch ‘Werbegag’ genannt — muss man erst mal kommen! Und siehe da, die Helios AG gibt es seit Ewigkeiten nicht mehr, und trotzdem spricht man noch über sie. In der nur wenige hundert Meter entfernten Braustelle, wurde sogar das Kölsch nach dem Leuchtturm genannt: Das selbstgebraute Kölsch heisst hier nämlich Helios! Das nenn ich mal wirksames Marketing! Prost, Helios!

Ich war letztens in Ehrenfeld unterwegs, was nicht sooft der Fall ist. Jedenfalls schlenderte ich so meines Weges und dachte zuerst, ich hätte mich verlaufen. Der Grund war ein Leuchtturm, mitten in der Stadt. Da ich ziemlich neugierig bin, musste ich einfach wissen, warum ausgerechnet in Köln ein Leuchtturm steht. Vielleicht aus weiser Voraussicht in Bezug auf das Schmelzen der Polkappen? Ich habe einen älteren Herrn angesprochen, ob er mir das Ganze wohl erklären könnte. Und wie der Zufall so spielte, kannte sich das Kölner Urgestein mehr als gut aus.
Der sogenannte Heliosturm war das Wahrzeichen der gleichnamigen Helios AG, die vor über 120 Jahren in der Stadt Ehrenfeld gegründet wurde. Richtig gelesen: die Stadt Ehrenfeld, die erst Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet wurde. Man lernt eben nie aus. Aber zurück zum Heliosturm. Er war also das Wahrzeichen der Firma und wurde für Tests und Versuche genutzt. Das elektrische Licht steckte damals immerhin noch in den Kinderschuhen und da baut man natürlich schon mal einen Leuchtturm, um sich seiner Sache sicher zu sein.
Erst vor knapp über zehn Jahren wurde der Heliosturm restauriert und wird seit dem zur Erinnerung in Stand gehalten. Welche Stadt, die nicht am Meer liegt kann schon von sich behaupten, einen Leuchtturm zu haben? Es sind eben genau diese Dinge, die Köln für mich zu einer der interessantesten Städte in ganz Deutschland machen. Ich kann nur empfehlen, sich das Türmchen mal live und in Farbe an zu sehen.

einfach ein hingucker mitten in Köln

In den 1870er Jahren wurde in der damals noch selbstständigen Industriestadt Ehrenfeld die Gesellschaft für elektrisches Licht und Telegraphenbau Barthel Berghausen gegründet.
Aus dieser ging 1882 die Helios AG hervor. Firmensitz und Produktionsstandort war Ehrenfeld, das 1888 zu Köln eingemeindet wurde. Durch die erstmalige Umsetzung zahlreicher Erfindungen trug die Helios AG europaweit maßgeblich zur Elektrifizierung von Industrie, Verkehrstechnik und öffentlichem Raum bei. Die Firma Helios — der Name stammt vom Sonnengott der alten Griechen — bestückte weltweit Leuchttürme mit Leuchtfeuern, die sie am hauseigenen Ehrenfelder Leuchtturm testete. Die Helios Elektrizitäts AG errichtete unter anderen die elektrischen Leuchtfeuer der Türme von Borkum, von Kampen auf Sylt, Wangerooge, Wesermünde und Kap Arkona auf Rügen. Der Helios Leuchtturm gleicht diesen Leuchttürmen, er wurde in den 1890er Jahren erbaut. Er hat ein 20 Meter hohes Sockelgebäude. Der eigentliche Leuchtturm ist aus rotem Backstein und ist 44 Meter hoch.
Bei Helios wurden auch Kabel hergestellt, z.B. Oberleitungen für die Kölner Verkehrsbetriebe oder für das von Helios gebaute erste Kölner Stromnetz von 1890. Das rapide Wachstum der Firma, hervorgerufen durch zahlreiche Innovationen, ist typisch für die Gründerjahre. 18 Jahre nach ihrer Gründung hatte sich die Belegschaft von 15 auf über 2000 Mitarbeiter vervielfacht. Dennoch führten wirtschaftliche Schwierigkeiten 1903 zur Übernahme durch die Berliner Allgemeine Elektricitäts-​Gesellschaft (AEG), die ab dem Jahre 1905 die Liquidation des Unternehmens betrieb und das Werk Ende 1930 endgültig schloss.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude Helioshaus ist im Jugendstil erbaut und eingerichtet. Die Geländer im durch ein Milchglasdach erhellten Treppenhaus sind ganz aus blumenartigen Elementen zusammengesetzt. Das Helioshaus, die früheren Produktionshallen sowie das ehemalige Firmenwahrzeichen, der Leuchtturm, durchliefen nach der Schließung des Betriebes eine wechselvolle Geschichte.
In den letzten 30 Jahren eröffneten immer mehr Ärzte der verschiedensten Fachgebiete ihre Praxen in der Jugendstilvilla, so dass das Helios-​Haus als Ärztehaus in Ehrenfeld auch weit über die Grenzen des Stadtteiles bekannt ist.
Eine gute Nutzung fand sich auch für die große Fabrikationshalle der Helios AG. Zunächst diente sie als Rheinlandhalle für große Veranstaltungen und hier fand das erste Kölner Sechstagerennen statt. Dann wurde hier der erste Kölner Supermarkt nach dem Krieg eröffnet und heute findet sich ein Fahrradmarkt und zwei Möbelhändler in den Räumen.
Der Heliosturm genannte Leuchtturm erhielt 1996 im Rahmen einer Rekonstruktion eine neue Haube, einen Glaspavillon. Der Turm, der einzige Leuchtturm weltweit, der nie am Meer stand und somit auch nie eine Funktion als Seezeichen hatte, leuchtet seitdem wieder mit einem schwachen Dauerlicht (aus Gründen der Flugsicherung musste auf ein Drehfeuer verzichtet werden) und ist auch heute noch das Wahrzeichen des alten Ehrenfeld.