Rathaus

Die Rathäuser in Deutschlands Städten waren früher oft prächtige Bauten. Schließlich konnte sich das Bürgertum, so es denn tatsächlich das Sagen hatte, hier seine Denkmäler setzen. In den letzten Jahrzehnten waren es dann oft eher austauschbare reine Zweckbauten ohne eigene Atmosphäre, ohne besondere Aura.
In Stuttgart wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil der flämischen Spätgotik (warum auch immer– hat Stuttgart je zu Flandern gehört?) ein prächtiges Rathaus errichtet, das jedoch weitgehend Opfer des 2. Weltkriegs wurde. Nur ein Teil der Seitenflügel konnte (oder sollte?) gerettet werden.
Zum Marktplatz hin, der in Stuttgart doch im Vergleich zu anderen Städten eher etwas sparsam ausfällt, wurde dann in den 1950er Jahren ein neues Rathaus errichtet. Noch keine gesichtslose, allzu moderne und zu funktionale Nachkriegsarchitektur– sondern eher die noch eher schöné Architektur der 50er Jahre (auch wenn man mit Sicherheit schönere Gebäude finden kann). Geprägt durch einen hohen Uhrturm, der von weitem sichtbar ist. Mit mehreren Paternostern im Inneren (die zum Glück Bestandsschutz genießen).
Es mag sicherlich eher wie ein Fremdkörper wirken, das Stuttgarter Rathaus. Aber es ist ein Gebäude mit eigenem Gepräge, das auch immer noch Assoziationen mit einer Vierflügelanlage ermöglicht.
Leider hat es keinen wirklich schönen Vorplatz– da hat Stuttgart seinerzeit einfach zu viel gespart. Und es wirkt einfach durch seine Lage irgendwie nicht so richtig.
Deshalb alles in allem von mir drei Sterne. Aber eher gute als eher schlechte drei Sterne.